Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800

vg
Lage des Gemäldes im Kreuzgang

Bilddaten

Das 16. Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz bedeckt nur einen Bogen.

Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800

Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800, Zustand 2014.

Bildbeschreibung

Der Untertitel frère ist historisch etwas unsauber, da die beiden Söhne vermutlich erst im Laufe der 1810er Jahre das Geschäft des Vaters übernahmen.

Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800

Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800, Original-Zustand um 1895 fotografiert.

Geschichtsfakten

1548 wurde die Stadt von den kaiserlichen Truppen Karls V. besetzt und danach die Insel den Dominikanern zurückgegeben. Die Jesuiten und Kapuziner wurden in der Folge in Konstanz bedeutender als die Dominikaner. Im 18. Jahrhundert finden sich sogar Hinweise auf eine zunehmende Armut der Dominikaner. 1  Der Niedergang der Klöster war im 18. Jahrhundert allerorts zu spüren. Marmor mokiert sich darüber, dass die Mönche auf der Insel die Bevölkerung nur noch zum Rosenkranzbeten und Kaufen von Skapulieren aufforderten: "Skapulier-Bruderschaft" 2 . Die Klosterreform Kaiser Joseph II. beschleunigte das Ende nur. 1774 lösten die Österreichischen Verwalter bereits die beiden Frauenklöster auf, und ab 1788 gingen sie gegen die Männerklöster vor. 1785 lebten jedoch auch nur noch 77 Mönche und Angestellte sowie 37 Nonnen im gesamten Konstanzer Gerichtsbezirk. Am 26.07.1785 3  las man auf der Insel die letzte Messe und schloss das Koster am Folgetag. 18 Mönche, ein Prior und fünf Laienbrüder zogen um in das ehemalige Frauenkloster St. Peter in der Niederburg.

Dieser Niedergang der Klöster ging einher mit einem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang, insbesondere in Süddeutschland. 4  Davon betroffen waren sowohl katholische als auch protestantische Städte, freie Reichsstädte wie abhängige Orte, sodass man andere Gründe als Faulheit oder die Habsburger Regierung dafür verantwortlich machen muss. Und in der Tat hatten sich nach 1500 die Handelswege im Zuge der Entdeckungen, der Seefahrt und des damaligen Welthandels (Globalisierung der Märkte) verändert. Ferner ging der Leinwandhandel - das wirtschaftliche Rückgrat des Bodenseeraumes - deutlich zurück. Mitteleuropa - insbesondere der Süddeutsche Raum und der Bodensee - verloren hierbei langsam aber kontinuierlich ihre frühere Vormachtstellung als Handelsdrehscheibe. Oberschwaben und der Bodensee stellten von nun an kein Zentrum der europäischen Wirtschaft mehr dar.

Derart nüchtern und global wurde jedoch damals kaum analysiert. Viel eher war es im 18. Jahrhundert in deutschen Landen Mode geworden, die angeblich träge eigene Bevölkerung durch die Ansiedlung calvinistischer Einwanderer - idealerweise aus dem Zentrum Genf - zu mehr Leistung anzuspornen. Bei den Auswanderern aus Genf handelte es sich im Übrigen nicht um wegen der Religion Vertriebene, sondern um Genfer, die in einem im 18. Jahrhundert Jahrzehnte andauernden Kampf um die Teilhabe an der Macht unterlagen. Sie wurden auch nicht vertrieben, sondern wanderten aus politischen und wirtschaftlichen Motiven aus. 5 

Die Verhandlungen der Genfer mit der Stadt Konstanz fanden bereits ab Oktober 1784 statt und am 30. Juni 1785 wurde die kaiserliche Urkunde (= Privileg) ausgestellt. 6  Dieses Privileg garantierte ihnen u.a. Steuerfreiheit auf 20 Jahre - keine Personal- sowie Erbschaftssteuer und kein Abzugsgeld für 20 Jahre - und erhebliche Steuererleichterungen auch danach, generell keine Rekrutierung, zollfreier Handel in Vorderösterreich, für maximal nur 140 Gulden je Familie sehr preiswert erwerbbare Bürgerrechte sowie ein Schiedsgericht in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Bereits am 30.06.1785 pachtete der Bankier Jacque Louis (Jacob Ludwig) Macaire die Insel vom österreichischen Kaiser Joseph II.. Marmor spricht von "jährlicher Recognition oder Anerkennungsgeld von 25 Gulden" 7 . Dazu mussten 25 bisherige Bewohner die Insel verlassen. Bei den für Macaire sehr vorteilhaften Privilegien und dem Pachtvertrag der Insel war der Konstanzer Rat übergangen und erst nachträglich informiert worden. Bereits im September brachte Macaire seine Fabrik auf die Insel. Die Familie Macaire betrieb in den sehr preiswert gepachteten Klosteranlagen auf der Insel eine Indienne-Fabrik (bedrucktes Kattungewebe). Manche bezeichneten die Firma auch als eine Coton-Fabrik (Baumwolle) mit Indigo-Färberei (tiefblauer Farbstoff). Im Prinzip handelte es sich bei diesen synonym gebrauchten Begriffen darum, Indienne, also indischen Baumwollstoff, zu verarbeiten: Die gebleichten Baumwolltücher wurden mit farbigen Mustern maschinell bedruckt, wobei man für die damalige Zeit relativ wasch- und lichtechte Farben verwendete.

Jacob Macaire war der vermögendste Emigrant und erhielt zudem die meisten Privilegien. 8  1788 zählte man bereits 81 Mitarbeiter. 9  Diese immer wieder abgedruckte Zahl ist jedoch irreführend und bezeichnend zugleich. Wie auch sonst immer alles für ihn und die Genfer positiv Verwertbare hemmungslos geschönt wurde, so zählte Jacob Macaire auch alle Familienangehörigen der Arbeiter dazu. Die beiden Familien der Betreiber Macaire und Johann Georg Schlumberger zählten 1788 11 Personen. Die Fabrik hatte 25 Arbeiter, 10 Arbeiterinnen und 16 Kinder. Da Macaire auch die Frauen und Kinder der Angestellten dazu zählte, kam er auf 81 Personen. 10  Offensichtlich betrachtete er seine Angestellten als Leibeigene oder wie seine Nutztiere, die man "besonders dazu abgerichtet hatte". 11  So schrieb Macaire über seine allesamt angelernten billigen Hilfskräfte.

Die Anfangsjahre waren schwierig. 1789 verließ der Partner Schlumberger die Firma bereits wieder. 12  Zumindest ab dem weiteren Privileg der Einfuhr der Waren in die österreichischen Erblande 1790 ging es jedoch bergauf. 13  Man hatte Anfang der 1790er Jahre angeblich 43 Drucktische für Baumwollstoff in Betrieb. Dennoch nutzte Macaire dies nur, um 1793 die Insel unverfroren als Geschenk zu fordern. 14  Ob die Firma angesichts der Wirren jedoch um die Jahrhundertwende wirklich so gut lief, wie hier auf dem Bild dargestellt, darf bezweifelt werden, da es durch die Napoleonischen Kriege und der Kontinentalblockade der Engländer kaum Baumwolle gab. 15  1807 forderte Macaire erneut die unentgeltliche Überlassung der Insel - nun vom badischen Staat, der jedoch ebenso ablehnte. Erst am 10. bzw. 29.08.1813 erwarben die beiden Söhne David und Caspar der Familie Macaire die bisher gepachtete Insel mit Gebäuden vom Staat Baden für die geringe Summe von 6.500 Gulden. 16  Nach den Kriegswirren florierte das Unternehmen jedoch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchaus. Aber die meisten Einnahmen scheinen überwiegend aus der 1786 gegründeten Hausbank zu stammen.

Auch sonst betätigten sich die Unternehmer Macaire an Zukunftstechnologien. So gründeten sie im Juli 1830 die ersten Dampfschifffahrtsgesellschaft am Bodensee, von der sie sich Vorteile beim Transport ihrer eigenen Waren versprachen. Wichtig war der Familie allerdings die Führungsposition: David Macaire wurde 1830 Präsident der Dampfschifffahrtsgesellschaft. 17  Die Firma Macaire nannte sich selbst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch "Cattun-Fabrik und türkischroth-Färberei" 18  Sie erlebte einen Aufschwung 1836-40. 19  Damals wurde sie in der Rubrik Tapetenindustrie geführt, da sie auf einer Ausstellung gedruckte Calicos und Halstücher anbot. 20 Allerdings wurde auch sie durch die wirtschaftliche Depression in den 1850er Jahren betroffen.

Nach dem Tode des Enkels des Firmengründers (Moritz Macaire) 1868 - wurde die Fabrik zuerst vermutlich von anderen Herren weiter betrieben 21  und schließlich aufgelöst,  22 da die Konkurrenz der künstlichen Anilin-Farben das Geschäft unrentabel machte. Danach scheint das gesamte Anwesen mehr oder weniger ungenutzt geblieben zu sein, bis Zeppelin es zuerst an die Stadt verkaufen wollte und schließlich selbst in ein Hotel umgestalten ließ.

Für Zeppelin stand dieses Bild im Zusammenhang mit seiner Familie und seinem Wohlstand. Marketing-technisch war im 19. Jahrhundert Industrie (industria = Fleiß) eher positiv belegt und somit kein Widerspruch zu einem Hotel. Vor allem, wenn es sich um so eine saubere Tätigkeit handelte, wie auf dem Bild dargestellt. Allerdings ließ Zeppelin hierfür die Dampfmaschine mit dem Schornstein weg. Dass Färbereien für den Bodensee jedoch eine Ökokatastrophe waren, wurde damals ebenso verschwiegen. Vor allem war diese erfolgreiche Industrie die pflichtgemäße Gegenleistung für das kaiserliche Privileg und wurde durch die zahlreichen Arbeiter sowie die vielen abgebildeten Ballen mit Waren dokumentiert. Überdies eignete sich solch ein romantisches Gemälde manuell tätiger Menschen viel eher zur edlen Begründung des erworbenen Reichtums als eine Bank mit ihren undurchsichtigen Geldgeschäften.

Die extrem arbeitnehmerfeindlichen kartellrechtlichen Verträge und Absprachen der drei Genfer Indienne-Fabrikanten in Konstanz untereinander 23  sollten diese romantische Idylle nicht stören: Bei einem Verstoß gegen seinen Arbeitsvertrag verlangte Macaire 100 Gulden Strafe von den Angestellten. 24  Dies war für einen Arbeiter - insbesondere die bei Macaire schlecht bezahlten Hilfskräfte - eine ungeheure und nicht aufbringbare Summe, da man damals für ein ganzes Stockwerk mit 5-6 Zimmern nur 80 bis 150 Gulden im Jahr Mieteinnahmen brutto erhielt. 25  Aber selbst der Konstanzer Magistrat, der sonst wirklich den Genfern in arbeitsrechtlichen Fragen extrem weit entgegen kam, wies die Klage ab. Schließlich gab es schon damals das Recht der freien Wahl des Arbeitsplatzes. - Und, dass sowohl der Gründer, als auch seine Söhne die Arbeiter verprügelten, wirft ebenfalls kein sonderlich gutes Licht auf diese Firma. Ferner kam es zur Kinderzwangsarbeit aus den Heimen des Konstanzer Spitals. 26  Für sein geplantes Lohndumping bei den ländlichen Baumwollwebern wollte Macaire sich sogar ein kaiserliches Monopol zusichern lassen. 27 

Alles in allem brachten die Genfer Unternehmer somit nicht nur Vorteile für die Konstanzer. Insbesondere war der angeblich positive Effekt in wirtschaftlicher Hinsicht insgesamt gering, da die meisten Firmen bald wieder eingingen. 28  1788 war bereits der Höhepunkt der sogenannten Genfer Kolonie erreicht, unter deren Namen auch viele Zuwanderer aus dem Thurgau und Deutschland subsummiert wurden. Ab 1789 setzte eine Rückwanderungswelle nach Genf ein. Und 1802 waren nur noch 8 Haushalte mit 32 Personen aus Genf vorhanden. 29  Ferner betrieben die Genfer Kolonisten massiven Schleichhandel. 30  Von Anfang an legten die Genfer Kolonisten ihre wirtschaftlichen Privilegien sehr weit bis zu weit aus und gerieten deshalb in Konflikt mit den Handwerkern und Kaufleuten in Konstanz. Letztendlich kann man das Verhalten einiger Genfer Unternehmer - in Analogie zum heutigen Subventionstourismus - nur als Privilegientourismus bezeichnen: Sie kamen aufgrund der hohen Vergünstigungen, verlangten ständige weitere Privilegien und zogen bei Verweigerung wieder zurück nach Genf oder weiter dorthin, wo man sie ihnen gewährte. Allerdings muss man auch konstatieren, dass die wirtschaftliche Situation Vorderösterreichs damals sehr schwierig war, die österreichische Regierung sich bezüglich der Ansiedlung ambivalent verhielt und die Kriegswirren der französischen Revolution so nicht vorhersehbar waren. Hinzu kam der mangelnde Integrationswillen sowohl der Genfer Kolonisten als auch von Teile der Konstanzer Bevölkerung. Völlig überzogenen Hoffnungen folgte zwangsläufig extreme Enttäuschung. Dass Zeppelins Vorfahren als einzige Genfer in Konstanz blieben, lag daran, dass Macaire bereits nach damaliger Ansicht der am meisten begünstigte Genfer war.

Überdies kommt in diesem Fresko zu einer erstaunlichen Fehlbetonung der Wirtschaftsgeschichte. Diese Indienne-Fabrikation war sowohl im 19. Jahrhundert als auch insgesamt gesehen relativ unbedeutend. Die mittelalterliche Leinen- und Barchentproduktion sowie der Leinwandhandel, welche zumindest 1350-1460 europaweite Bedeutung hatte und Konstanz zu einer der führenden Handelsstädte machte, 31  wird dagegen nicht erwähnt. Auch dies belegt, dass es in dem Freskenzyklus nicht um die Geschichte der Stadt Konstanz geht, sondern um eine gekonnte Selbstdarstellung der Familien Macaire/Zeppelin.

Hier geht es zum 17. geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888

1 Maurer und Engelsing, ebenso, aber detaillierter: Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 24. Die Männerklöster lebten damals bereits aus ihrer Substanz. Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 393.

2 Marmor, Beitrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters auf der Insel.
Ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 35: "heilige Rosenkranz- und Skapulier-Bruderschaft".

3 Zu den Zahlen siehe insbesondere Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 393.
Laut Marmor, Beitrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters auf der Insel, am 26. Juni 1785

4 Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 66ff. sowie S. 138ff. und S. 146.

5 Siehe hierzu u.a. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 180f.

6 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 108ff. Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 34. Siehe zur Geschichte der Genfer Kolonie ebenso: Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 313ff., insbesondere S. 380ff. Die Genfer Kolonie.
Genau hieß das Privileg: "Instrument der Vorrechte, die der Schweizer Kolonie in Konstanz gewährt worden sind" Diesem Privileg ging ein Hofdekret vom 4.4.1785 oder 21.4.1785 voraus. Siehe auch Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 190ff. Seehofer nennt beide Zahlen. Hofdekret vom 21. April 1785 für die "Fabrikantenkolonie aus der Schweiz".
Die Forderungen der Genfer gingen jedoch noch viel weiter und waren in Teilen völlig überzogen. Siehe hierzu u.a. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 191ff.
Allerdings war auch Kaiser Josef II. zwiespältig, indem er diese Privilegien des freien Handels und der liberalen Marktwirtschaft den Kolonisten für seine Vorlande als Experimentierfeld erlaubte, jedoch im Kernland Österreich gleichzeitig eher merkantilistisch und protektionistisch höflich verweigerte.
Ein bisher kaum beachtetes Problem scheint im Übrigen später daraus entstanden zu sein, dass der österreichische Stadthauptmann die Urkunden in zwei Sprachen ausfertigen ließ (Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 197 und 203), die sich durch ungenaue Übersetzung in das Französische etwas unterschieden. Dies führte später u.a. zu einem Rechtsstreit mit der Stadt Konstanz im Zusammenhang mit den angeblichen Handelsrechten der Familienangehörigen aus Punkt 8., wobei schließlich entschieden wurde, die deutsche Fassung als alleine gültig zu betrachten. Siehe zu dem Streit: Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 227ff.
Die deutsche Fassung des Privilegs ist abgedruckt bei Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 198ff.

7 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 112. Der Pachtvertrag lautete übrigens auf Schenkung und verlangte dennoch gleichzeitig u.a. 25 Gulden Jahrespacht, was in der Folge bei oberflächlich arbeitenden Historikern einige Verwirrung stiftete. Der Text vom 30. Juni 1785 ist abgedruckt bei Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 204.

8 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 112.

9 Engelsing, Geliebter Ferdi, S. 18.
Zur Beschönigung aller Zahlen und Fakten siehe u.a. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 249. Dass Macaire die Zahlen schönte, räumte 1796 sogar der auf den Seiten der Genfer stehende Stadthauptmann ein. (ebenda S. 294.)
Die genaue Liste der sogenannten Arbeiter Macaires vom 20.8.1788 findet sich bei Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 250. Die 16 Kinder (Mädchen und Jungen) werden als Tiereurs (Faden-Zieher / Zieher) bezeichnet.

10 Schreiben Macaires vom 20. Oktober 1788, GLAK 209,518 zitiert nach Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 382f.

11 Schreiben Macaires vom 22. Mai 1789, GLAK 209,518 zitiert nach Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 388.

12 Schreiben Macaires vom 22. Mai 1789, GLAK 209,518 zitiert nach Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 383. Hinzu kam, dass der Baumwollmarkt in Süddeutschland von schweizerischen und englischen Firmen dominiert wurde und in viele andere Länder erhebliche Zollschranken bestanden. So verlor Macaire 1785 bereits seine alte französische Kundschaft, die er weiterhin aus Konstanz versorgen wollte, weil Frankreich ein Einfuhrverbot erließ. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 208.

13 Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 272f.

14 Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 273f. Der Stadthauptmann unterstützte wie immer die überzogene Forderung bedingungslos mit seinem Schreiben vom 4.3.1793. Allerdings lehnte die österreichische Regierung mit ihrem Schreiben vom 31.3.1795 ab. Selbst die Regierung sah inzwischen, dass Macaire "sich genug begünstigt fühlen kann". Zitiert nach Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 275.

15 Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 382 bestätigt die wirtschaftlich eher schwierige Lage, und weist auf die Kriegswirren ab 1792 hin, welche den Handel reduzierten. S. 391.

16 Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 295f.
Marmor, Geschichte der Stadt Konstanz gibt den 29.08.1813 an.
Ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 35.
Konstanzer Zeitung, vom 17.2.1875, Aus Stadt und Land, Konstanz, 16. Febr. Inselprozess; gibt laut Gerichtsakten den 10.8.1813 für den Kauf an. Dieser Termin geht auch aus dem Beschluss der badischen Regierung hervor, der bei Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 297 abgedruckt ist.
Da die Söhne rechtlich in Erscheinung traten, hatte der Vater Jacob Ludwig Macaire sich damals vermutlich bereits vom Geschäft zurückgezogen. Er starb jedoch erst am 45.6.1824.

17 Zang, Konstanz in der großherzoglichen Zeit 1806-1918, Restauration, Revolution, liberale Ära, Band 4.1, S. 51.
Der Schiffsbau schritt 1831 unter den Augen vieler Zuschauern zügig voran und am 15. Oktober war bereits der Stapellauf (S. 52). Am 30. November wurde mit der Jungfernfahrt nach Überlingen der Liniendienst begonnen. Aber die landseitige Infrastruktur war kaum vorhanden. 1832 kam das zweite Dampfschiff Helvetia für Untersee und Rhein hinzu (S. 62.). Doch der Widerstand der Segelschiffer und sonstigen Hafenarbeiter gegen Dampfschiffe blieb noch Jahre erhalten. Die Aktien der Gesellschaft waren schlecht verzinst, die Reparaturkosten der Dampfschiffe hoch, und die mangelnde Pünktlichkeit wurde kritisiert. Da die Einnahmen aus dem Personentransport größer waren als bei der Fracht, waren Verspätungen ein Problem für die Akzeptanz. Hinzu kamen willkürliche Fahrplanänderungen. (S. 96) Dennoch kam es 1837 zur Debatte um ein drittes Dampfschiff. Da eine weitere Dampfschifffahrtsgesellschaft in Lindau entstand kam es zur Kooperation der beiden Gesellschaften und dem Neubau zweier Dampfschiffe in Konstanz 1838. 1838 begannen schließlich auch die Arbeiten zum Hafenausbau in Konstanz (S. 97). 1839 wurde ein weiteres Dampfschiff gebaut und die alten Schiffe mit einem eisernen Rumpf versehen (S. 114). Allerdings gingen die Aktien immer mehr in Hand des badischen Staates über, da die regionale Wirtschaft zu schwach war für die Finanzierung solch eines Großprojektes (S. 115).

18 Anlage zur Anfrage K-68,1988. Kopie in Baugeschichte III, Stadtarchiv Konstanz - Hergestellt wurde der Druck von der Lithographieanstalt Joseph Schedler. Schedler wurde 1813 geboren, gegründete 1840 die Lithographieanstalt und wanderte 1848 aus, sodass sich der Zeitraum der Produktion auf 1840-48 eingrenzen lässt.
Ein Original dieser Fotokopie jenes Druckes im Stadtarchiv befindet sich im Rosgartenmuseum

19 Zang, Konstanz in der großherzoglichen Zeit 1806-1918, Restauration, Revolution, liberale Ära, Band 4.1, S. 108.

20 Zang, Konstanz in der großherzoglichen Zeit 1806-1918, Restauration, Revolution, liberale Ära, Geschichte der Stadt Konstanz, Band 4.1, S. 125.

21 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 113.

22 Engelsing, Geliebter Ferdi, S. 56 gibt Anfang der 1870er Jahre für den Konkurs an.

23 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 113: u.a. ein halbes Jahr Arbeitsverbot in Konstanz bei einem Firmenwechsel.

24 Seeholzer S265-267. Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 385.
Die Genfer gaben optimistisch den Brutto-Jahreslohn eines qualifizierten Facharbeiters im Uhrengewerbe mit 200-300 Gulden an. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 224.
Ein anderes Schreiben der Genfer legt jedoch ein tägliches Einkommen von brutto nur 30 Kreuzern für ausgebildete weibliche Facharbeiterinnen im Uhrmachergewerbe fest. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 237. Da ein Gulden 72 Kreuzern entsprach, wären 100 Gulden 7200 Kreuzer und somit das Bruttojahreseinkommen einer Fachkraft gewesen. Die Löhne in den Indiennefabriken waren noch geringer.

25 Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 390.
Die Einkommen in Konstanz lagen damals sowieso nicht besonders hoch:
Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, Materielle Lebensbedingungen einer landstädtischen Bevölkerung am Ende der vorindustriellen Gesellschaft, S. 131: 1 Pfund Weißbrot kostete Ende des 18. Jahrhunderts 5-8 Kreuzer. D.h. 100 Gulden entsprachen 800-1.400 Laib damals teuren Weißbrotes (Luxusbrot).
Ebenda: S. 136: Eine Hebamme verdiente damals 16-32 Gulden im Jahr.
Ebenda: S. 158: Ein Knecht verdiente ca. 20 Kreuzer am Tag. Mägde nur 15-20 Kreuzer. Dies entsprach 94-150 Gulden für Knechte im Jahr und 80-104 Gulden für Mägde im Jahr. - Wohlgemerkt galt dies nur beim wohlhabenden und wichtigen Rheinmüller in Konstanz. - Man darf davon ausgehen, dass absolute Hilfskräfte in der Textilindustrie nicht auf diese Werte kamen.
Gleichgültig, wie man es dreht und wendet: 100 Gulden Strafe entsprachen mindestens einem - wenn nicht mehreren - Jahres-Brutto-Einkommen eines Hilfsarbeiters bei Macaire.

26 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 116 erwähnt dieses erstaunliche Verhalten der Genfer Industriellen, insbesondere für die Genfer Uhrenfabrik. Die Genfer Fabrikanten richteten derartige Bittschreiben an die Stadtverwaltung, die sich auch bei der Kinderarbeit sehr willfährig zeigte. Die Kinder bei Macaire stammten wohl aus dem Spital. Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 383.
Immerhin listet Macaire selbst 1789 16 Kinder bei sich als Arbeiter auf. Schreiben Macaires vom 20. Oktober 1788, GLAK 209,518 zitiert nach Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert S. 382f.
Die Kinderarbeiter aus dem Hospital wurden im Übrigen bereits in einem der ersten Schreiben der Genfer (J. Melker, das Pseudonym für Macaire in den Geheimverhandlungen) als eine Grundvoraussetzung (Punkt 2.) für ihr Kommen gefordert. GLAK 614, zitiert nach Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 188. - Dieses Schreiben belegt, dass Kinderzwangsarbeit eine elementare Grundlage des Macaireschen Geschäftsmodells war.
Macaire umschrieb seine Kinderzwangsarbeit euphemistisch als "Lehre" (z.B. ebenda.) und nannte sein ausbeuterisches Verhalten "gemeinnützige(n) Bestrebungen" (GLA Baden Landgrafschaft Provinzialarchiv Freiburg, Fasc 617, zitiert nach Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 205.) Kinder mussten in Firmen der Genfer Kolonie z.T. bis zu 14 Stunden täglich arbeiten.
Wofür man die Kinder verwendete, teilte man ebenfalls ganz deutlich mit: "... fehlte es dauernd an den nötigen Arbeitskräften, besonders an solchen, die zu untergeordneten Arbeiten unter Leitung der Meister herangezogen werden konnten" Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 217.
Das Alter der vom Spital zur Verfügung gestellten Mädchen (Waisenkinder) wird mit 9-16 Jahren angegeben. Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 237. Dabei "genehmigte die v. österr. Regierung das Gesuch Lossiers mit der Ermächtigung, dass die Mädchen zum Fleiß und Gehorsam, selbst unter Androhung von Strafen angehalten werden sollen." (ebenda S. 237f.) Von einer freiwilligen Lehre kann somit keine Rede sein. Gemäß den Beschwerden kam es sogar zu sittlichen Übergriffen der Genfer Meister und Fabrikbesitzer (= Kindesmissbrauch). (ebenda S. 238.) Man nannte dies damals vermutlich nicht zu Unrecht eine "beschämende und menschenunwürdige Tätigkeit."(ebenda S. 238.)

27 Allerdings gab die vorderösterreichische Regierung seinem Drängen nicht nach, da die Lage der ländlichen Bevölkerung bereits prekär genug war. GLA Baden Landgrafschaft Provinzialarchiv Freiburg, Fasc 617, zitiert nach Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 207.

28 Seeholzer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, insbesondere sein Fazit S. 297ff.
Überwiegend positiv sieht jedoch Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 392f. die Wirkung der Genfer Industriellen. Sie brachten moderne industrielle Produktionsweisen und das Konkurrenzdenken nach Konstanz. Ebenso sieht Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 175 die Genfer Kolonie per se als positiv - als "Pflanzschule der Kapitalwirtschaft" und als "Sendlinge romanischer Kultur", da sie Puritaner und Calvinisten waren, welche für Kapitalismus standen. Aber auch er muss eingestehen, dass dies "von keinem nachhaltigen Erfolge begleitet" war. (S. 175). Auch insgesamt muss er einräumen, dass den vielen Versprechungen viele hugenottischer Flüchtlinge bei deutschen und österreichischen Fürsten nur wenige Erfolge folgten.

29 Zu den Zahlen siehe: Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 391f.
Zu den Personenzahlen der Genfer Kolonie siehe auch Burkhardt, Materielle Lebensbedingungen einer landstädtischen Bevölkerung am Ende der vorindustriellen Gesellschaft, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 70ff.

30 Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 388.

31 Siehe z.B. Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 117f. sowie S. 124.

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