Reisestative, leichte Stative, Nutzen, Grenzen, Praxis, Tests

vg

In diesem Artikel werden die Vorzüge und Nachteile leichter Stative / Reise-Stative beschrieben, technische und physikalische Fakten erläutert und Empfehlungen anhand eines Stativs ausgesprochen.
Die Hauptzielgruppe ist der ambitionierte Fotograf, der für seine schwere Fotoausrüstung (Vollformat sowie APS-C und Teleobjektive) eine Entscheidungshilfe sucht.
Für Personen mit leichten Kameras (Pocket-, Kompakt- und Bridge-Kameras) halte ich die Anschaffung eines beliebigen heute verfügbaren Reisestativs für ausreichend.

Vorab möchte ich klarstellen, dass ich alle Hersteller von Reisestativen für geeignet halte: Sie stellen alle durchaus gute bis sehr gute Produkte her. Allerdings erfüllen unter den weltweit über 1.000 Stativ-Modellen nur wenige exakt Ihre individuellen Ansprüche, die Sie an Ihr perfektes Reisestativ stellen.
Dieser Artikel beschreibt die Vorgehensweise und Kriterien für die Auswahl eines passenden Reisestativs und belegt es am Beispiel einer Anforderungs-Liste sowie diverser Testergebnisse und liefert zum Abschluss Kaufempfehlungen.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Reisestativen behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Dieses Detailartikel über Reisestative setzt das Grundlagenwissen aus dem Hauptartikel Stative voraus. Alle hier verwendeten Fachausdrücke zu Stativen, deren Materialien etc. finden Sie dort

Definition Reisestativ

Verwendungszweck / Einsatzgebiet für Reisestative

Material der Reisestative

Reisestative werden meist aus

hergestellt.

Zu den detaillierten Erörterungen der Vor- und Nachteile beider Materialien siehe Carbon.

Angebot / Kosten der Reisestative

Vorteile der Reisestative

Reise-Stative weisen idealerweise folgende Eigenschaften auf:

Einschränkungen / Nachteile / Grenzen der Reisestative

Kompromiss bei Reisestativen

Individuelle Kriterien für Reisestative

Suchen Sie sich Ihr ideales Reisestativ nach folgenden Kriterien aus:

Zubehör für Reisestative

Mein Einsatzgebiet eines Reisestativs

Bevor man ein Reisestativ aussuchen, kaufen oder bewerten kann, muss jeder sein eigenes Einsatzgebiet genau beschreiben. Mein Einsatzgebiet ist:

  1. Landschaftsfotografie (überwiegend im Format landscape / horizontal) - mit ca. 70 % Häufigkeit.
  2. Architekturfotografie (überwiegend im Format Porträt / portrait / vertikal) - mit ca. 15 % Häufigkeit.
  3. Makrofotografie - mit ca. 10 % Häufigkeit.
  4. Porträts (überwiegend im Format Porträt / portrait / vertikal) - mit ca. 5 % Häufigkeit.

Wofür wünschen Sie Ihr Reisestativ?

Meine Anforderungen an ein Reisestativ

Bevor man ein Reisestativ aussuchen, kaufen oder bewerten kann, muss man seine eigenen individuellen Anforderungen daran genau definieren.

Meine folgenden Ausführungen sollen Ihnen als Denkanstoß für Ihr eigenes Profil dienen. Ihr persönlicher Anforderungskatalog wird jedoch sicherlich davon abweichen.

Weitere Wünsche an ein Reisestativ

Es soll mit den widrigsten Bedingungen zurechtkommen:

Ein Reisestativ ist ein Arbeitsgerät, das enorm belastet wird. Es wird Ihnen zwangsläufig irgendwann einmal umfallen oder herunterfallen. Das Material sollte so etwas überstehen.

Ein Reisestativ ist für mich ein Werkzeug, das mir den Fotourlaub im Freien erleichtern soll. Ich will deshalb nicht umgekehrt meine Freizeit nach dem Reise-Stativ einrichten.

Leichtes Stativ

Drei Beinsegmente ausgefahren mit Kamera auf der Schnellwechselplatte.

Test eines Reisestativs

Liste aller Testkriterien
Testkriterium Ergebnis
Hersteller Hama
Modell: Star 41
Einsatzgebiet: Für Foto und Video (Herstellerangaben).
Meine Schwenk-Tests ergaben jedoch, dass sich dieser Neiger nicht für absolut weiche horizontale Schwenks für Video-Kameras eignet.
Länge als Packmaß / Höhe zusammengeschoben: Herstellerangaben: 57 cm
Eigene Messung: 56,5 cm
Dicke ca. 8 cm
Minimalhöhe (Oberkannte der Wechselplatte): 54 cm
Maximalhöhe (Oberkannte der Wechselplatte): 118 cm (Beine 3-fach ausgefahren, aber Mittelsäule nicht benutzt, d.h. eingefahren.)
Die in der Höhe verstellbare Mittelsäule sollte man mit Vollformat-Kameras nicht benutzen. Gesamthöhe bei ausgefahrener Mittelsäule: 148 cm.
Standbeine / Auszug / Füße: 3 Standbeine, aus rechteckig gepressten Aluminium-Rohren.
Beinsegment-Durchmesser oben: 22*17 mm, Mitte: 19*13 mm, unten: 15*10 mm.
Die Fußenden sind gummiert, fest mit dem untersten Beinsegment verbunden und nicht auswechselbar gegen Spikes.
Durch die fest verbauten Abspreizwinkel (3 Querstreben) im obersten Beinsegment besitzen die Beine einen nur in relativ engen Grenzen kontinuierlich veränderbaren Abspreizwinkel (0 - ca. 25 Grad), der jedoch mit einem Schraubverschluss an der Mittelsäule fest arretierbar ist.
Dadurch lässt sich das Stativ zwar sehr schnell aufstellen und wieder abbauen.
Ferner ist die zusätzliche Verstrebung zwischen den Stativbeinen für die relativ hohe Stabilität verantwortlich.
Allerdings hat sie den Nachteil, dass man - im Gegensatz zu zahlreichen modernen Stativen - (durch ein Verändern des Abspreizwinkels) nicht bis an den Boden herunter absenken kann.
Höhenverstellung: Die Beinlänge der 3-teiligen Stativbeine ist mit Klappverschlüssen (Schnellklemmen) stufenlos und schnell einstellbar.
Material: Aluminium, champagnerfarben eloxiert.
Verbindungen aus Kunststoff
Füße: gummiummantelt
Keine Wärmeisolierung für den Winter.
Gewicht: Herstellerangaben und selbst nachgewogen: 1.150 Gramm
Stativkopf: 2-Wege Fluid-Kopf mit Schnellkupplung / Schnell-Wechsel-Platte aus sehr hartem Kunststoff mit Flügelschraube.
Gewindeschraube: 1/4 Zoll = Standard-Stativgewinde.
Die Stativschraube kann durchaus fest angezogen werden, sodass die Kamera auch in vertikaler Position in jedem Winkel hält.
Tragfähigkeit / Auflagekraft: Herstellerangaben: 2 kg
Eigene Messung: Bis zu 3 kg in jeder Ausrichtung getestet.
Mittelsäule: In der Höhe verstellbare Mittelsäule. Diese sollte jedoch nicht benutzt werden, da sie zu instabil ist und leicht in Schwingung gerät.
Durchmesser: 22 mm
Gesamthöhe ausgefahren: 148 cm.
Stabilität: Dank der Querstreben (Mittelspinne), welche die drei Beine im obersten Segment horizontal fest verbinden, ist eine erhebliche Stabilität für diese Gewichtsklasse gegeben. Mittels Schnur und Bodenbefestigung oder Gewichtsbelastung lässt sie sich deutlich steigern.
- für Pocket-/ Kompakt-Kameras: in allen Stativstellungen sehr gut
- für Bridge-Kameras: je nach Auszug des Teleobjektivs in allen Stativstellungen sehr gut bis gut
- für APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras: je nach Objektiv sehr gut bis gut
- für Vollformat-Kameras: je nach Objektiv gut bis befriedigend
Die Stabilität des Stativs ist im mit Rucksack belasteten oder mit einer Schnur am Boden verankerten Zustand für alle Kameras sehr gut.
Bedienungskomfort: Nicht vorhanden!
Die Feinjustierung dauert länger als bei schweren Studiostativen.
Die fehlende Libelle erfordert die Ausrichtung mittels Beinverkürzung und Messung mittels elektronischer Waage in der Kamera sowie Gitternetz im Sucher.
Der fehlende Dreiwegeneiger erfordert ein Umklemmen der Schnellwechselplatte für vertikale Bilder.
Es sind nur feste Einstellungen möglich. Weiche Kameraschwenks sind kaum durchführbar. D.h. als Video-Stativ ist dieses Modell kaum geeignet.
Bezugsquelle / Preis: Mein hier beschriebenes Stativ (Hama Star 41) ist in Deutschland nicht immer verfügbar: Amazon - Erstaunlicher Weise wird es neu nur noch sporadisch angeboten. Gebraucht erhält man es fast überall.
Bitte verwechseln Sie dieses hier beschriebene Stativ nicht mit den überall preiswert angebotenen ähnlichen Stativen mit Dreiwegeneiger. Durch den Dreiwegeneiger ist die Gesamtkonstruktion wesentlich wackliger. Hinzu kommt dann oft noch ein extrem instabiler Kurbelmechanismus für die Mittelsäule. Auch das Hama Kamera Stativ Star 61 ist zwar ähnlich, aber mit einem nicht ganz so stabilen 3-Wege-Kopf ausgestattet.
Leichtes Stativ

Größte Höhe wobei die Mittelsäule bewusst nicht benutzt wird. Das Foto wurde absichtlich vor der Standard-Tür mit Türgriff in Normalhöhe aufgenommen, damit Sie einen leichteren Größenvergleich machen können.
Ohne ausgezogene Mittelsäule erzielt man eine relativ hohe Stabilität. Die Maximalhöhe ohne Mittelsäule beträgt 118 cm, wozu dann zwar noch die Kamera mit mehreren Zentimetern bis zum Sucher hinzukommt. Man muss sich dennoch für jedes Foto bücken.

Weitere Vorteile meines Reise-Stativs

Leichtes Stativ

Canon 5DIII mit 70-200 mm Zoom sowie 2-fach-Konverter, selbst nachgewogen mit etwas über 3 kg Gesamtgewicht.
400 mm sollten als kleines Reisegepäck an einer Vollformatkamera ausreichen. Dann sollte man jedoch leichte Stative im Zentrum exakt unter der Stativ-Mittelachse beschweren.

Nachteile meines Reise-Stativs

Leichtes Stativ

Kleinste Höhe, wobei nur das erste Beinsegment ausgeklappt wird. Dies ergibt eine sehr hohe Stabilität. Man kommt jedoch nicht sehr tief an den Boden herunter. Die Mindesthöhe beträgt 54 cm, wozu dann noch die Kamera mit mehreren Zentimetern bis zum Sucher hinzukommt.
Als Nachteil ist hier der Umstand zu werten, dass die drei horizontalen Querträger die drei Beine verbinden und sich die Beine dadurch weder einzeln noch gemeinsam weiter auseinander spreizen lassen. Allerdings erhöhen diese drei horizontalen Querträger die Stabilität des Stativs erheblich.

Empfehlungen für ein Reisestativ

Für alle puristischen Kritiker, die nun angesichts dieses Minimalismus' entsetzt aufheulen:

Leichtes Stativ

Das Packmaß ist aufgrund der nur 3 Beinsegmente mit 57 cm zwar bereits groß, aber noch akzeptabel.

Keine Angst vor Überlastung der Reisestative

Leichtes Stativ

Mit einem Rucksack beschwert, wird das Stativ sehr stabil. Ich hänge dazu einfach den Stropp (mit Schnapp-Stecker) des Rucksacks über alle drei Verstrebungen.

Fazit Reisestative

Abschließend kann ich ein immerhin gutes Gesamturteil fällen.

Leichtes Stativ

Der Trick mit der quer eingesetzten Schnellwechselplatte für vertikale Aufnahmen. Kippen Sie den Zweiwege-Neiger einfach 90 Grad nach vorne. Der Griff des Neigers zeigt dann nach oben.

Praxis-Tipps zu Reisestativen

Leichtes Stativ

Kunststoff Schnellwechselplatte von oben mit der Gummimatte - nach über 15 Jahren hartem Einsatz.

Alternativen

Warum kein Carbon-Reisestativ?

Immer wieder werde ich - zu Recht - gefragt, warum ich kein Carbon-Reisestativ verwende. Die Gründe sind vielfältig:

Mein ideales Reisestativ

Nachdem ich - trotz jahrelangen Suchens - kein optimales Reisestativ gefunden habe, wurde ich auch immer wieder gefragt, wie denn mein ideales Reisestativ für schwere Vollformat-Kameras aussehen würde. Hier meine Vorschläge:

Testberichte über Reisestative

Leichtes Stativ

Schnellwechselplatte von unten mit der Flügelschraube aus Kunststoff - nach über 1.000 Kamerawechseln.

Weitere eigene Artikel zu Stativen

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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